22.03.2022
Jazz oder nie!
Jazz – ein Rhythmus ohne Grenzen, die richtige Musik für magische Momente. So auch bei „A magic jazznight“ am Dienstag, 12. Juli, auf dem Schlossplatz. Der Abend bietet ein Line-Up, dass es noch nie gegeben hat und auch wohl nie wieder geben wird. Die Aufstellung für den jazzopen Top-Act: Der sechsfache Grammy Award Gewinner David Sanborn, einer der einflussreichsten Saxophonisten der letzten 20 Jahre im Bereich Pop, R&B und Fusion. Gitarrenlegende Al Di Meola, der gemeinsam mit dem Stuttgarter Kammerorchester unter anderem seine neuesten Interpretationen bekannter Beatles-Songs präsentieren wird. Und zum starken Schluss jazzopen-Kenner und Superstar Gregory Porter. Der Mann mit der Mütze will erneut seinen Ruf untermauern, einer der besten Songwriter und Sänger des aktuellen Jazz und Rhythm’n’Blues zu sein.

Gregory Porter: Soul statt Football
Das breite Grinsen unter der Mütze spricht Bände: Gregory Porter hat’s geschafft. Dabei ist er schon 37 Jahre alt, als die Karriere 2009 mit der Veröffentlichung seines ersten Albums Water Fahrt aufnimmt. Ein Spätstarter mit anhaltender Beschleunigung sozusagen. Allein sein jazzopen-Werdegang spricht Bände. 2014 tritt er im BIX auf, 2015 füllt er schon die Bühne im Alten Schloss, 2018 ist er Top-Act auf dem Schlossplatz. Und diesmal Schluss-Act von „A magic jazznight“. Er strahlt Gelassenheit und Sympathie aus, er hat eine wunderbare Stimme, die Jazz und Soul perfekt verbindet. Und er ist eine treue Seele. Damals in Harlem, als er einmal die Woche nach der Arbeit im St. Nick’s Pub singt, lernt er viele Musikerinnen und Musiker kennen, die heute noch seine Begleitband bilden.
Die Stimme wird früh ausgebildet. Die Mama ist Pastorin in Bakersfield, Südkalifornien, und der kleine Gregory singt im Gospelchor ihrer Kirche. Aber eigentlich will er Footballprofi werden. Eine Verletzung macht den Traum zunichte. Er zieht nach New York und beginnt, abends in Clubs zu singen. Er schreibt seine Songs selbst. Das ist auf Water so, auf seinem zweiten Album Be Good und auch auf dem dritten. Gegen den Rat der Plattenfirma hält er auch auf Liquid Spirit an seine bekannten Musikerinnen und Musikern fest und gewinnt seinen ersten Grammy. Mit Take Me To The Alley gewinnt er 2016 seinen zweiten. 2020 veröffentlicht er sein sechstes Studioalbum, wieder mit eigenen Songs. All Rise sei noch besser, einfach großartig, sagen die Kritikerinnen und Kritiker. Gregory Porter meint: „Man könnte sagen, dass ich hier aufs Ganze gegangen bin.“

Al Di Meola: Der Gitarren-Mann
Was ist denn das? Land Of The Midnight, Elegant Gypsy, Casino – Mitte 70er Jahre haut da einer ein Album nach dem anderen heraus, auf dem er die Saiten seiner Gitarre hart, schnell und virtuos bearbeitet, wie man es von den großen Rockstars so nicht kennt. Und ein bisschen lateinamerikanisch klingt es auch noch. Al Di Meola. Das Spiel des US-Boys mit italienischen Wurzeln ist das Ergebnis harter Arbeit. Jeden Tag, wenn er von der Schule nach Hause kommt, gibt es kein Halten. Er übt die ganze Nacht, später auf dem College sechs bis acht Stunden am Tag. Er hängt die Latte hoch. Sein Vorbild, sein „Godfather of Fusion“ ist Larry Coryell. Der junge Al nimmt von New Jersey aus den Bus nach Manhattan, um Larry Coryell in den kleinen Clubs in Greenwich Village zu sehen. „Wo immer er spielte, ich war dabei“, erinnert sich Di Meola.
Er ist 19, als ihn Chick Corea, neben Stanley Clarke und Lenny White in seine Fusion-Supergruppe Return To Forever als Gitarrist aufnimmt. Er übernimmt tragende Rollen im Acoustic Guitar Trio (mit John McLaughlin und Paco de Lucia) und im Trio Rite of Strings (mit Bassist Stanley Clarke und Geiger Jean-Luc Ponty). Er veröffentlicht 30 Solo-Alben und gewinnt praktisch alle prestigeträchtigen Gitarrenpreise. Auf seinem jüngsten Album Across The Universe präsentiert er seine kreativen Arrangements von 14 Beatles-Songs mit Orchester sowie Akustik- und E-Gitarre. Bei seinem Auftritt bei „A magic jazznight“ zusammen mit dem Stuttgarter Kammerorchester werden auch einige dieser Songs zu hören sein.

David Sanborn: Meister der Verwandlung
Wenn David Sanborn die magische Jazz-Nacht eröffnet, wird er erneut beweisen, dass er mit seinem Altsaxophon einfach alles kann. Das Ergebnis einer langen Karriere, in der er viel probiert und in der ihm nahezu alles gelungen ist.
Geboren wird Sanborn zwar in Florida, aber er wächst in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri, auf, wo sich seine Vorliebe für den Chicago-Blues entwickelt. Zu Beginn seiner Karriere macht er sich einen Namen als Sideman von Persönlichkeiten wie Stevie Wonder, David Bowie, James Brown, Mick Jagger, Aretha Franklin, Billy Joel, Eric Clapton oder George Benson. 1975, im Alter von 30 Jahren, veröffentlicht er mit Taking Off sein erstes Soloalbum, das heute ein Klassiker ist und die Karriere erst richtig in Fahrt bringt. Die Single Seduction untermalt den Hollywood-Streifen „American Gigolo“. Doch bei allen Genrewechseln, die David Sanborn souverän vollzieht, will er irgendwann etwas Neues machen. In den 90er Jahren schart er Musiker wie Bill Frisell, Marc Ribot, Charlie Hayden oder Herb Robertson um sich, seine Musik wird progressiver und experimenteller. In seiner eigenen Fernsehsendung „Night Music“ tut er das, was er am liebsten mag: Er stellt Künstlerinnen und Künstler der verschiedensten Stilrichtungen gemeinsam auf die Bu?hne. Doch David Sanborn ist nicht nur ein experimentierfreudiger Verwandlungsku?nstler, er ist vor allem sehr produktiv und erfolgreich. Er hat insgesamt 24 Alben veröffentlicht und wurde bisher mit sechs Grammy-Awards ausgezeichnet.