19.04.2022
Joe Jackson, der Ruhelose
Seit über 40 Jahren quält den Real Man die alles entscheidende Frage: Is She Really Going Out With Him? Ziemlich sicher wird Joe Jackson im Alten Schloss am Freitag, 8. Juli, auch bei seinem dritten jazzopen-Auftritt eines seiner wunderbaren Live-Konzerte, aber eben leider keine abschließende Antwort liefern. Dafür gibt es viel zu viel zu besprechen, zu besingen und zu bespielen. Schließlich ist Joe Jackson der ewige Arbeiter, ein Ruheloser, immer auf der Suche nach den überraschenden Tönen zwischen Punk, Rock und Jazz. Langweilig wird es jedenfalls nie.
Es liegt Jahre zurück, Joe Jackson live. Er kommt im Trenchcoat auf die Bühne, mit Hut und Aktentasche. Irgendwas zwischen Humphrey Bogart und kleiner Büroangestellter. Das passt, er ist ja auf dem Weg zur Arbeit. Er hängt Hut und Mantel an den Kleiderständer, stellt die Aktentasche ab, setzt sich ans Klavier und legt los. Ein herrlicher Seitenhieb auf den Starrummel und eine Erinnerung an seine Zeit im Cabaret des Portsmouth Playboy Club. Wie gesagt, Joe Jackson hat schon alles gemacht, Hauptsache, es hat was mit Musik zu tun.

Das fängt schon in der Schule in Portsmouth an. Der magere, asthmatische Knabe flüchtet mit elf Jahren in die Geigenklasse, nur um vom Sport und den Attacken seiner Mitschüler verschont zu bleiben. Aber es interessiert ihn, er will Komponist werden, lernt Klavier und spielt bald in Kneipen. Er bekommt ein Stipendium an der Royal Academy of Music in London und erweitert seinen Horizont: Theatergruppe, Jazzorchester, Pop-Band, schließlich landet er in einer Proto-Punk-Band.
Das alles klingt noch nach in seinem ersten Demo-Band, dass er zusammen mit seiner Band und seinem ewigen Begleiter, dem Bassisten Graham Maby, an den Mann zu bringen versucht. A&M Records entdeckt das Album Look Sharp und trägt die große Frage Is She Really Going Out With Him? in die Welt hinaus. Und Jackson arbeitet weiter. Night and Day von 1982 ist sein bis heute erfolgreichstes Album mit Hits wie Steppin‘ Out und Breaking Us In Two. Aber mit Jumpin' Jive liefert er auch ein reines Swing-Album ab, auf The Duke covert er nur Duke Ellington Kompositionen, für seine nicht-orchestrale Symphony No.1 gewinnt er seinen ersten Grammy Award für das Best Instrumental Pop Album. Er tourt zig-Mal um die Welt, mal als Trio, mal mit einer elfköpfigen Band. Er spielt mit Todd Rundgren und Streichquartett, er hat Gastauftritte bei Suzanne Vega oder Joan Armatrading, er schreibt Filmmusik – und seine Autobiographie. Das humorvolle A Cure For Gravity nennt Jackson „ein als Memoiren getarntes Buch über Musik“. 2019 erscheint sein jüngstes Album Fool, wieder ein echter Joe Jackson, Graham Maby ist auch wieder dabei. Der Ruhelose teilt sich sein Leben ein zwischen Berlin, New York und Portsmouth. Jetzt tourt er wieder – und kommt erneut zu den jazzopen.